Die Kundalini


"Formlos, doch vollendet, wesenhaft vor Himmel und Erde. Still und grenzenlos, allein und unveränderlich. Alles durchdringend, doch unermüdlich. Es ist die Mutter aller Dinge unter dem Himmel. Ich kenne sie nicht beim Namen, also nenne ich sie Tao", (Lao Tse, Tao te King).

 

"Mich abwendend vom Materialismus [...] trat ich ein in die Sphäre des Geistes und öffnete das zehnte Tor. Die Chakren der eingerollten Kundalini-Energie waren geöffnet und ich habe meinen Souverän, den Herrn und König, ohne Furcht gesehen", (Kabir, Guru Granth Sahib).

 

Die Kundalini ist eine feinstoffliche weibliche Energie, die in dreieinhalb Windungen eingerollt im Os Sacrum ruht, dem Kreuzbein am unteren Ende der Wirbelsäule. Wie ein kleiner Samen kann sie unter den richtigen Voraussetzungen erwachen und zu einem mächtigen Baum heranwachsen. So wie ein Stromkabel den Computer ans Netz anschließt, verbindet die Kundalini das menschliche Bewusstsein mit dem Paramchaitanya, der alles durchdringenden Kraft der göttlichen Liebe.

 

Wir können uns die Kundalini wie ein dickes Seil vorstellen, bestehend aus tausend Einzelsträngen. Wenn wir unsere Selbst-Verwirklichung bekommen, finden ein oder zwei Stränge ihren Weg nach oben durch die Chakren und erreichen das Sahasrara Chakra am Scheitel unseres Kopfes.

 

Meditieren wir jedoch täglich, steigen allmählich immer mehr Fäden auf und verbinden uns mit der göttlichen Kraft. Unsere Meditationen werden immer tiefer und freudvoller. Beschreibungen der Kundalini und der Kundalini-Erweckung finden wir bei vielen indischen Heiligen, darunter Adi Shankaracharya (ca. 600 n. Chr.), und Jnanadeva (ca. 1200 n. Chr.), Kabir (ca. 1500 n. Chr.).

 

Wie befreit ihr euch nun von euren Gedanken? Das ist das Problem. Der Kopf ist immer voller Gedanken, aber wenn die Kundalini aufsteigt, verlangsamen sich die Gedanken, es entsteht eine kleine Lücke zwischen ihnen, und genau diese Lücke ist der Ort unseres Friedens. Wenn ihr diesen Frieden erreicht, wird auch Weltfrieden möglich. Durch Plakate und Friedensaufrufe allein wird sich kein Frieden einstellen. Der Frieden muss den Herzen der Menschen entspringen. In die Herzen der Menschen aber kann Frieden nur einkehren, wenn sich im Herzinnersten ihr höheres Selbst, das Atma, etabliert und sich das Glück des Friedens offenbart. Wenn ihr das Glück des Friedens erst einmal genießt, wollt ihr keine Kriege mehr, ihr denkt nicht mehr an einen Krieg. Das ist der Zustand, den die Menschen erreichen und anstreben müssen, (Shri Mataji Nirmala Devi, London, 10. Juli 1984).