Gedankenfreies Bewusstsein


"Mache dich völlig leer. Lass den Geist still werden", (Lao Tse, Tao Te King, Vers 16).

 

In den alten indischen Schriften werden vier Zustände des menschlichen Bewußtseins beschrieben:

 

  • Jagruti – Wachzustand des Bewusstseins
  • Swapna – Traumzustand des Bewusstseins
  • Shushupti – Tiefschlaf, während dessen Verstand, Ego und Superego still sind
  • Turya – Zustand des gedankenfreien Bewußtseins jenseits des Verstands.

Die ersten drei Zustände kennen wir aus unserem täglichen Leben. Der vierte Zustand ist der des gedankenfreien Bewußtseins (Nirvichara Samadhi). Hier kommen die Gedanken zum Stillstand. Zunächst entsteht eine kleine Pause zwischen den Gedanken (Vilamba), dann wird diese Pause größer und die Gedanken verschwinden ganz. Bei regelmäßiger Meditation erreicht man diesen Zustand immer schneller, der Verstand beruhigt sich völlig, vergleichbar der stillen Oberfläche eines Sees, auf der keine Wellenbewegungen

mehr zu sehen sind, und ein tiefer innerer Friede breitet sich in unserem Bewußtsein aus.

 

Wenn sich die Wasseroberfläche nicht mehr bewegt, wird sie fast unsichtbar, sie reflektiert nur noch die Schönheit der umliegenden Landschaft, den Himmel, die Bäume und die Wolken. Genauso reflektiert der stille Verstand die Schönheit der Schöpfung und wird eins mit dem Frieden des Göttlichen.

 

"Nun eine Einführung in das Yoga (Vereinigung). Vereinigung heißt, die für den Verstand natürlichen Gedankenströme zurückzuhalten. Dann verweilt der Seher in seiner eigenen Natur. Wenn nicht, ist er von gleicher Form wie die Gedanken", (Patanjali, Yoga Sutras).

 

Freude ist nur möglich, wenn ihr über den Verstand hinausgeht. Mit eurem Verstand könnt ihr niemals wahre Freude erleben. Er ist wie eine große Last und wird weder handeln noch helfen. Echte Freude stellt sich ein, wenn ihr in völliger Stille seid. Auf einem stillen See kann sich die Freude der Natur, die um den See herum erschaffen wurde, vollständig und ohne die kleinste Verzerrung widerspiegeln. Wären Wellen auf dem See, böte sich uns ein ganz anderes Bild, das mit der Realität nicht mehr viel zu tun hätte, (Shri Mataji Nirmala Devi, Italien, 1. Okt. 1995).

 

Im gedankenfreien Bewusstsein denken wir weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft. Wir sind ganz in der Gegenwart, im Zustand des reinen Seins, und verschwenden die kostbaren Augenblicke des Lebens nicht damit, an vergangene Zeiten zu denken oder an eine Zukunft, die es noch nicht gibt. Wir beginnen, unser wahres Selbst, unser Atma, unsere eigene innere Schönheit und die Schönheit der Schöpfung zu genießen. Wir erfreuen uns einfach daran „zu sein“. Wir können das Singen der Vögel und den Duft der Blumen auf einer viel tieferen, subtileren Ebene genießen, wenn das bedeutungslose mentale Geplapper ein Ende nimmt, das unser Bewußtsein bestürmt, unsere Aufmerksamkeit trübt und uns den Blick auf die einfachen Freuden des Lebens verwehrt.

 

In diesem Zustand beginnen wir, die Vibrationen (göttliche Energie) unserer Chakren und unserer Umgebung (und die Auswirkungen unseres Verhaltens und Lebensstils) auf unseren Fingerspitzen zu spüren, oder wir nehmen die Vibrationen auch einfach als innere Freude und Frieden wahr. Dies alles hat zur Folge, dass wir uns allmählich verändern, weil wir immer mehr von dieser Freude erleben wollen. Und mit uns verändert sich auch unser Umfeld, denn wir geben die Freude an andere weiter. Shri Mataji nennt dies unsere „innere Religion“.

 

Das höhere Selbst, das in Wahrheit der Herr ist, und das „Ich“ genannt wird, weil es sich im Körper befindet, unterscheidet sich vom physischen und subtilen Körper. „Ich bin das höhere Selbst. Ich bin ohne Eigenschaften, handle nicht, bin ewig, immer frei und unzerstörbar. Ich bin nicht dieser ständigem Wandel unterworfene, unwirkliche Körper. “ Das ist es, was man das Wissen der Weisen nennt, (Shri Adi Shankaracharya).

 

Durch Sahaja Yoga gelangen wir auf eine höhere Bewusstseinsstufe. Es ist ein natürlicher und spontaner Prozess, der uns sanft von innen heraus transformiert und uns immer mehr in die Lage versetzt, unsere positiven menschlichen Qualitäten zum Ausdruck zu bringen und inneren Frieden und Lebensfreude zu empfinden. Sahaja Yoga ist eine innere Revolution, die die Menschen in spirituelle Wesen verwandelt.

Wir entwickeln zunehmend Eigenschaften wie Mitgefühl, Großzügigkeit und die Fähigkeit zur reinen selbstlosen Liebe, und immer stärker und öfter erleben wir einen Zustand des tiefen inneren Friedens und der reinen Freude. Es ist ein lebendiger Prozess, eine allmähliche Transformation unseres Bewusstseins, die nichts mit mentalen Projektionen oder Konzepten gemein hat.

 

Sahaja Yoga ist keine Sektenbewegung, die über Nacht groß wurde, um wie die Hippiebewegung, der Kommunismus oder irgendein anderer „Ismus“ irgendwann wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Es ist vielmehr wie ein Samen, der in jedem Einzelnen und als kollektives Ganzes vom kleinen Keimling zum mächtigen Baum heranwächst. Heute wird Sahaja Yoga in über 100 Länder praktiziert. Es ist eine weltweite spirituelle Bewegung, in der Menschen aller Nationalitäten, Altersstufen, Religionen und  Gesellschaftsschichten die gleiche Erfahrung von innerem Frieden und Freude miteinander teilen.